Gauck spricht bei Konferenz zum Aufbau eines Ausbildungssystems in Indien

Eine halbe Milliarde Inder drängen in den kommenden zehn Jahren auf den Arbeitsmarkt. Für die Bewältigung dieser enormen wirtschaftlichen und demographischen Herausforderungen hat Bundespräsident Gauck Indien das duale System der beruflichen Bildung in Deutschland als Beispiel empfohlen.

Der Bundespräsident nahm im Rahmen seines Staatsbesuchs in Indien an einer zweitägigen Berufsbildungskonferenz der Bertelsmann Stiftung und des IT-Unternehmens Infosys in Bangalore teil. Vor rund 100 indischen und deutschen Unternehmern, Wissenschaftlern und Politikern stellte Gauck dabei die Vorzüge der in Deutschland erfolgreichen dualen Berufsausbildung heraus. Damit das System aber funktioniere, so Gauck, "muss die Wirtschaft bereit sein, Verantwortung über den eigenen Betrieb hinaus zu übernehmen." Einen erheblichen Mehrwert in der Verbindung aus staatlichen und privaten Elementen brächte die staatliche Finanzierung der Berufsschulen, hob der Bundespräsident hervor.

Der Druck auf die kommende indische Regierung, ein effektives Ausbildungssystem aufzubauen, wird von Experten als enorm eingeschätzt. Jeder vierte Erwerbsfähige auf der Welt werde in gut zehn Jahren in Indien leben. Der Grad an beruflicher Qualifizierung, so Wissenschaftler während der Konferenz, sei entscheidend dafür, ob Indien mit der heranwachsenden Generation eine demographische Dividende oder eine demographische Zeitbombe erwarte.

Die Teilnehmer der Konferenz hatten zuvor diskutiert, wie die 500 Millionen jungen Inder, die in den kommenden zehn Jahren auf den Arbeitsmarkt drängen, beruflich qualifiziert werden können. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, inwieweit das deutsche Ausbildungssystem auf Indien übertragbar ist.