Zu sehen ist ein Mensch, der durch die Wüste läuft.

Wege aus der Flucht: Ursachen vor Ort bekämpfen

Weltflüchtlingstag am 20. Juni: Jährlich machen die Vereinten Nationen auf die Situation von Geflüchteten aufmerksam. Was bringt sie dazu, ihre Heimat gegen eine unsichere Zukunft einzutauschen? Wir haben nachgeforscht, wie Fluchtursachen entstehen und wie Europa helfen kann, diese vor Ort zu lindern.

Foto Jake Benford
Jake Benford
Senior Project Manager

Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) sind derzeit 68,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Fast 28,5 Millionen Menschen leben als Geflüchtete außerhalb ihrer Heimatländer – mehr als die Hälfte dieser Personen sind unter 18 Jahre alt. Hinter diesen erschreckenden Zahlen stehen vor allem Menschen und ihre Schicksale. Warum jemand seine Heimat verlässt, um sich in eine ungewisse Zukunft aufzumachen, und wie die Fluchtursachen besser verstanden und vermieden werden können, untersuchen 25 Autoren für unsere neue Publikation "Wege aus der Flucht".

Die Autoren, die selbst aus den Heimatländern der Geflüchteten stammen, analysieren in Länderberichten die Lage in den Krisenregionen und sprechen konkrete Empfehlungen aus. Reportagen über die Schicksale jugendlicher Geflüchteter und Migranten ergänzen die eindrücklich bebilderten Berichte. Das Bildmaterial und die Reportagen wurden vom UNHCR  zur Verfügung gestellt.  Die Protagonisten, Migranten und Geflüchtete erzählen von persönlichen Erfahrungen auf der Flucht sowie von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. "Wege aus der Flucht" ist die übersetzte, aktualisierte und überarbeitete deutsche Fassung des englischsprachigen Sammelbandes "Escaping the Escape", der 2017 in unserem Verlag erschienen ist.

Die meisten Flüchtlinge schaffen es erst gar nicht bis nach Europa

Bei der Lektüre des Buches fällt auf: Die drängendsten Fluchtursachen wie Krieg, Verfolgung, wirtschaftliche Not und fehlende Entwicklungschancen können nur in den Herkunftsländern angegangen werden. Außerdem weisen die Autoren auf ein Thema hin, das in Europa nicht so häufig zur Sprache kommt: Die meisten Flüchtlinge kommen erst gar nicht bis zu uns, sondern finden häufig Zuflucht in den Entwicklungsländern Afrikas oder im Nahen Osten. Dort, wo die Lebensbedingungen für die Landesbevölkerung oft ohnehin schon schwierig sind, stellen sie für die fragile Infrastruktur vor Ort häufig eine erhebliche zusätzliche Belastung dar. 85 Prozent der Flüchtlinge leben in Entwicklungsländern mit niedrigem oder mittleren Einkommen. Im Jahr 2017 nahm Deutschland laut UNHCR 970.400 Flüchtlinge auf und liegt damit im weltweiten Vergleich auf Platz 6, hinter der Türkei, Pakistan, Uganda, dem Libanon und Iran. Gemessen an der Bevölkerung nahm der Libanon, gefolgt von Jordanien, die meisten Flüchtlinge auf.

"Die Integration von Flüchtlingen in unsere Gesellschaft ist notwendig, behandelt aber nur die Symptome. Krieg und Verfolgung müssen wir in den Herkunftsländern bekämpfen."

Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung

Eine wesentliche Forderung der Autoren ist, die Europäische Nachbarschaftspolitik besser zu koordinieren, denn diese dient auch dazu, Menschenrechte durchzusetzen und demokratische Strukturen in Herkunftsländern zu fördern. Die EU dürfe im Streben nach Sicherheit und Stabilität aber keinen Kuhhandel eingehen, der die Bürgerrechte und Freiheit der Menschen in den Herkunftsländern beschneide, unterstreicht Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender unserer Stiftung.

Das Buch ist in unserem Verlag erhältlich. Eine Leseprobe finden Sie unter dem selben Link.