EU-Flaggen wehen vor dem Gebäude der EU-Kommission in Brüssel, unter einem strahlend blauen Himmel.

Brexit beflügelt EU-Umfragewerte

Seit 2015 untersucht die Bertelsmann Stiftung mit regelmäßigen europaweiten Umfragen Zustimmungswerte für die EU. Ihre Ergebnisse zeigen: Dem Brexit ist gelungen, worum sich Europapolitiker bisher vergeblich bemühten: Die EU ist wieder populärer geworden.

Der Brexit hat der EU ein Umfragehoch beschert. Seitdem sich die Briten per Volksentscheid gegen einen Verbleib in der EU ausgesprochen haben, sind die Zustimmungswerte für die EU fast überall gestiegen – auch in Großbritannien. Das zeigt eine Teilauswertung der "eupinions", die regelmäßig und repräsentativ für die EU und die sechs größten Mitgliedsstaaten ein Stimmungsbild zur EU abfragt. "Der drohende Brexit scheint die beste Werbung für die EU zu sein. Leider erkennen viele Briten erst erst jetzt die Vorteile eines vereinten Europas. Nun müssen sich beide Seiten auf klare Spielregeln für die Zukunft verständigen, denn ein Europa 'à la carte' wird es nicht geben", sagt der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung Aart De Geus.

Europaweit ist die Zustimmung zur EU-Mitgliedschaft im August 2016 auf 62 Prozent geklettert. Bei der letzten Umfrage im März 2016, also noch vor dem Brexit, lag der Wert noch bei 57 Prozent. In Großbritannien zeigt sich ein ähnliches Bild: Während sich vor dem Referendum nicht mal die Hälfte der Bevölkerung für die EU ausgesprochen hatte (49 Prozent), kletterte der Zustimmungswert auf der Insel nach dem Brexit auf 56 Prozent. Damit sind die Briten laut "eupinions" zum ersten Mal seit 2015 europafreundlicher als die Franzosen oder Italiener, wo sich laut aktueller Umfrage jeweils nur eine knappe Mehrheit (53 bzw. 51 Prozent) für einen Verbleib in der EU stark macht.

"Der drohende Brexit scheint die beste Werbung für die EU zu sein."

Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung

Auch in den anderen EU-Staaten setzt sich dieser Trend fort: In Deutschland stiegen die Zustimmungswerte um 8 Prozent auf insgesamt 69 Prozent. In Polen, wo die EU insgesamt auf die größte positive Resonanz stößt, verbesserten sich die Werte sogar um 9 Prozent auf 77 Prozent. Lediglich die Spanier stimmen gegen den Trend: Die Zustimmungswerte fielen dort von 71 auf 69 Prozent ­– immer noch der dritthöchste Zustimmungswert für die untersuchten Länder.

Parallel zu den steigenden Zustimmungswerten sanken in der Umfrage die Ablehnungswerte zur EU. EU-weit war im August gut ein Viertel der Europäer der Meinung, dass ihr Land die EU verlassen sollte (26 Prozent). Dies ist ein Rückgang um 4 Prozentpunkte. In Italien würden die meisten Menschen für einen Austritt stimmen (41 Prozent), in Polen (17 Prozent) und Spanien (18 Prozent) die wenigsten Bürger. In Deutschland ist laut Umfrage gut jeder Fünfte, in Frankreich knapp jeder Dritte für einen EU-Austritt.