Zwei Auszubildende tragen in einer spanischen Werkstatt Schweißermasken und schweißen ein nicht näher erkennbares Objekt.

Duale Ausbildung rechnet sich auch in Spanien

Seit drei Jahren sind in Spanien duale Ausbildungsgänge möglich, doch die Resonanz der Unternehmen fällt bislang mager aus. Weniger als fünf Prozent der spanischen Auszubildenden lernen neben der Berufsschule in einem Betrieb. Mit ihrer Zurückhaltung tun sich die Unternehmen aber keinen Gefallen, zeigt unsere Studie.

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Den Modellrechnungen zufolge rechnen sich duale Ausbildungsplätze teilweise schon während ihres Verlaufs für die Unternehmen, spätestens aber mittelfristig, wenn sie die kostspielige Suche nach Fachkräften unnötig machen.

Das duale System nach deutschem oder schweizerischem Vorbild gilt als einer der Garanten für niedrige Jugendarbeitslosigkeit und ausreichenden Nachwuchs an Fachkräften für die Wirtschaft. Es in Spanien zu etablieren, könnte dazu beitragen, die dortige Jugendarbeitslosigkeit zu senken. Sie liegt derzeit bei 49,2 Prozent und damit weit über EU-Durchschnitt (20,7 Prozent).

"Alles steht und fällt mit der Bereitschaft der Betriebe, Ausbildungsplätze zu schaffen. Doch die Skepsis der Unternehmer, ob sich das für sie lohnt, scheint nach wie vor groß", sagt Clemens Wieland, Experte für Berufsausbildung bei der Bertelsmann Stiftung. Die deutsche Stiftung kooperiert eng mit der spanischen Fundación Bertelsmann (Barcelona), deren Schwerpunktthema die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ist.

Eine aktuelle Studie der beiden Stiftungen könnte diese Skepsis überwinden helfen. Für zwölf Berufe aus verschiedenen Branchen haben die Bildungsökonomen Kosten und Nutzen gegeneinander abgewogen. Ergebnis: In allen Berufen gibt es Ausbildungsgänge, die bereits während der Ausbildung ihrem Arbeitgeber einen Nettogewinn verschaffen. Besonders profitabel für spanische Unternehmen ist die dreijährige Ausbildung zum Hotelmanager. Die Modellrechnungen zeigen, dass bei einem in Spanien üblichen durchschnittlichen Ausbildungslohn von monatlich 300 Euro für den Arbeitgeber am Ende der Ausbildung ein Nettogewinn von 13.000 Euro bleibt.

Doch selbst wenn dem Unternehmen unter dem Strich Kosten statt Gewinne entstehen, kann sich die Investition in Ausbildungsplätze des dualen Systems lohnen: Die zweijährige Ausbildung zum Chemielaboranten etwa verursacht zwar Netto-Kosten von 6.000 Euro. Diese Kosten jedoch rechnen sich für das Unternehmen, weil es bei Übernahme des Azubis in ein festes Arbeitsverhältnis Rekrutierungskosten in mindestens derselben Höhe spart – etwa für ansonsten notwendige Anzeigenschaltung, Bewerbungsverfahren und Personalberater. In Deutschland betragen allein die eingesparten Kosten für Personalgewinnung mehr als drei Viertel der gesamten Nettoausbildungskosten.

Für alle untersuchten sechs Branchen in Spanien (Chemie, Automobil, Nahrungsmittel, Banken, Einzelhandel sowie Hotel und Gaststätten) zeigt die Kosten-Nutzen-Simulation: Dreijährige Ausbildungen lohnen sich grundsätzlich mehr als zweijährige, weil der Azubi von Lehrjahr zu Lehrjahr produktiver wird und im letzten Jahr den höchsten Wertschöpfungsbeitrag erwirtschaftet.

Die Experten der Stiftung diskutieren die Ergebnisse am 20. Oktober auf einer Fachkonferenz in Palma de Mallorca mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Am 10. November folgt eine internationale Fachkonferenz in Brüssel. Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit wird auch zentrales Thema des deutsch-spanischen Forums sein, das die Bertelsmann Stiftung am 17. November in Berlin ausrichtet.